Aderstedt

Ältester Ortsteil der Gemeinde Huy

Johann Heinrich Friedrich Müller (geb.Schroeter) *1738 †1815

Schroeter wurde am 20. Februar 1738 in Aderstedt / Huy geboren. Er war der Sohn des Pfarrers Christoph Peter Schroeter, der am Tage seiner Geburt starb. Als Waise (seine Mutter Catharine Elisabeth Schroeter, geb. Abelmann starb wenig später) kam er zunächst zu seinem älteren Bruder, der ihn dann 1749 ins Waisenhaus nach Halle (Saale) brachte, wo er Latein studierte.

Als er 1755 von der Anstalt verwiesen wurde, ging er nach Magdeburg und machte die Bekanntschaft des Theaterdirektors Franz Schuch, der ihn später als Lehrer seiner Kinder mit nach Potsdam nahm und hier trat er dann zum ersten Mal als Schauspieler auf. Zu dieser Zeit hat er seinen Namen in Müller geändert haben. Die Ursache und die Umstände sind nicht bekannt. Fortan hieß er Müller und seine Kinder führten diesen Familiennamen weiter. Franz Schuch hatte das Privileg in mehreren Städten Theater zu betreiben. Durch ihn konnte Müller in verschiedenen Städte reisen (Stettin, Berlin, Breslau, Frankfurt an der Oder, Cüstrin). In Frankfurt a.d. Oder lernte 1756 er einen Kaufmann aus Hamburg kennen, der ihn überredete Schuch zu verlassen und dem Hamburger Theater beizutreten. Hier konnte er nur kurz verweilen, da das Theater aufgelöst wurde.1757 ging er ans Privattheater von Albert Gf. Hoditz in Roßwald, bei dem er auch als Lehrer, Sekretär, Bibliothekar und Aufseher über drei Theater tätig war. 1761 verließ er Roßwald und spielte in Linz unter dem Prinzipal Josef Sebastiani, der ihm schon nach kurzer Zeit die Leitung seines Theaters anvertraute. Müller erwies sich sowohl als Schauspieler (junge Helden, muntere Liebhaber) als auch als Ensemble-Erzieher als höchst erfolgreich und wurde 1763 von Giacomo Gf. Durazzo, dem Intendanten der kaiserlichen Hoftheater, nach Wien geholt, wo er als Sever in Corneilles „Polieucte“ debüt. Von 1763 bis 1801, also insgesamt 39 Jahre, war Müller am Hoftheater tätig. Eine Reihe von Jahren spielte Müller alle ersten Charakterrollen, die sich immer der vollen Gunst des Publikums erwiesen. Er gehörte als einer der ersten zum Direktorium der Burgtheaters. 1767/1768 schrieb er am Libretto von Mozart`s „Bastien und Bastienne“ mit. Zu Mozart hatte er viele Jahre persönlichen Kontakt. So ist z.B. ein Abendessen bei Müller mit Mozart am 20.02.1785 verbürgt.Als enger Vertrauter des Kaisers, gab ihm 1776 Joseph II. den Auftrag, die ersten Theater Deutschlands zu besuchen, ihm über den Zustand des Theaterwesens ausführlichen Bericht zu erstatten und mehrere gute Schauspieler für sein Hoftheater zu gewinnen.Im September 1776 trat Müller seine Reise an und besuchte Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlin, Braunschweig, Wolfenbüttel, Halberstadt, Gotha, Mainz und kehrte am 18. Januar 1777 nach Wien zurück.

Der Bericht über seine Reise, den er direkt dem Kaiser übergab, ist ebenso lehrreich als auch ein interessanter Beitrag zur deutschen Theatergeschichte. Er konnte auf seinen Reisen die Dichter und Schriftsteller Ramler, Engel, Madame Karschin, Gleim, Klinger, Gotter und nicht zuletzt Lessing, mit dem er freundschaftliche Bande knüpfte und später immer wieder im Briefwechsel stand, kennenlernen.

Am 23. März 1776 hatte Kaiser Joseph II. in einem Brief dem Fürsten Johann Josef Khevenhüller mitgeteilt, dass „das Theater nächst der Burg hinfort das deutsche National-Theater heißen soll“. Damit hatte das Burgtheater aufgehört, ein exklusives Adelstheater zu sein.

Mit dem kaiserlichen Auftrag vom 17. Dezember 1777 an Müller, die Einstudierung eines deutschen Singspiels zu beginnen, war der Weg frei – für Müller als Spielleiter –, die „Bergknappen“ in Szene zu setzen. Das geschah im Januar 1778.

Müller errichtete außerdem mit Genehmigung des Kaisers eine „Theater-Pflanzschule“, in der Kinder und angehende Schauspielschüler auch in Gesang und Tanz unterrichtet werden konnten. 1779 zog er mit seinem „Kindertheater“ ins Kärntnertortheater und spielte bis 1781 mit Erfolg Schauspiele, Singspiele und Ballette. Danach legte er die Leitung der Schule nieder, widmete sich die nächsten Jahre dem Schreiben und spielte weiterhin kleine Rollen im Ensemble des Burgtheaters. 1789 übernahm er kurzfristig in Vertretung Brockmanns den Vorsitz im Regiekollegium, wurde 1791 zum 1. Regisseur ernannt und trat 1801 in den Ruhestand. Danach leitete er noch bis 1805 die Fürstliche-Liechtensteinische Schauspielergesellschaft.

Müller war auch als dramatischer Schriftsteller und als Historiograph des Burgtheaters tätig. Von seinen dramatischen Arbeiten sind erschienen: „Der Ball oder der versetzte Schmuck“, Lustspiel in zwei Aufzügen; „Stirbt der Fuchs, so gilt’s den Balg“, ein ländliche Gemälde in einem Aufzug ; „Vier Narren in einer Person“, Vorspiel in einem Aufzug ; „Die unähnlichen Brüder“, ein Lustspiel in fünf Aufzügen; „Gräfin Tarnow“, ein Drama in fünf Aufzügen;“ Die Insel der Liebe, oder Amor, Erforscher der Herzen“, ein Lustspiel in zwei Aufzügen; „Präsentiert das Gewehr“, ein Lustspiel in zwei Aufzügen. Außerdem schrieb Müller.: „Genaue Nachrichten von den beyden k. k. Schaubühnen und anderen öffentlichen Ergötzlichkeiten in Wien“; „Tagebuch von beyden k. k. Theatern in Wien“ und in seinem Buch: „J. H. F. Müller’s Abschied von der k. k. Hof- und National-Schaubühne“ neben einer kurzen Darstellung seines Lebens eine gedrängte Geschichte des Wiener Hoftheaters.

Er hatte nach Kaiser Joseph II auch persönlichen Kontakt zu den Nachfolgern Leopold II und Franz II.

Franz II (letzter Kaiser des Römischen Reiches deutscher Nation und 1. Kaiser Österreichs) notierte z.B. höchstpersönlich auf diversen Schriftstücken Müllers.  Solche Würdigungen fanden nur bei hohen Beamten oder engen Vertrauten statt.

Müller verstarb am 08.08.1815 in Wien und hinterließ eine Tochter, Josefa Hortensia Müller, die den Maler Heinrich Friedrich Füger heiratete und einen Sohn, Friedrich Josef Müller, der Hofschauspieler in Wien wurde.

Quellen:

http://www.biographien.ac.at

http://de.wikisource.org

http://www.portraitindex.de

http://www.deutsche-biographie.de

Staatsarchiv Wien, Österreich

Archiv der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

Aderstedter Chronik